Klimaschutz in Hadamar

Papst Franziskus bezeichnet die Bekämpfung des Klimawandels als die vielleicht wichtigste Aufgabe, als „Verteidigung der Mutter Erde“. Als Christdemokraten bekennen wir uns zu der Verantwortung, die sich daraus ergibt und kämpfen mit Herz und Verstand für die Bewahrung der Schöpfung. Der Klimaschutz gelingt nur gemeinsam – vom Anfang bis zum Ende.  Wir nehmen Kritik an unserer bisherigen Praxis sehr ernst. Dürfen dabei aber auch nicht vergessen, dass wir immer sehr unterschiedliche Interessen zusammenführen mussten und in Zukunft müssen. Maximalforderungen einzelner Gruppen können nicht die Lösung für gemeinsamen Klimaschutz sein. Unnötige Konflikte sollten hier vermieden werden. 

Klimawandel ist eine globale Herausforderung. Aber auch wir auf der unteren Ebene, in der Kommunalpolitik, stehen in der Verantwortung CO2-Emissionen weiter zu reduzieren. 

So haben wir in den letzten Jahren unser Rathaus und alle unsere 5 Bürgerhäuser in den Stadtteilen energetisch saniert sowie eine Fotovoltaikanlage auf der Stadthalle und auf den Gebäuden des städtischen Bauhofes für den Strom-Eigenbedarf installiert. Gleichzeitig wurde ein erstes Elektrofahrzeug für die Unterhaltung unserer Friedhöfe angeschafft. Für über 800.000 € haben wir unsere gesamte Straßenbeleuchtung auf LED umgestellt. Die neuen Straßenleuchten sind nach oben abgeschirmt und leuchten nur dort wo sie gebraucht werden. Durch die begrenzten Lichtkegel werden nachtaktive Insekten nicht so stark angezogen, somit war die Investition auch aus Artenschutzgründen von Vorteil. Die Energieeinsparungen pro Jahr werden allein durch die LED-Straßenbeleuchtung rund 77% betragen. Dies ist auch eine Haushaltsentlastung von rund € 70.000 pro Jahr, welche wir wieder in andere ökologische Projekte stecken können. 

Daneben wollen wir die innerörtlichen Radverkehre fördern. Auch im nächsten Jahr stehen zusätzliche Radwege und Verlegungen auf attraktivere Route abseits der vielbefahrenen Straßen auf dem Programm. Das Thema „Mitfahrer-Bänke“ soll vorangetrieben werden, das Anrufsammeltaxi wird Thema sein und schließlich möchten wir auch die „digitalen Straßen“ verbessern: für schnelleres Internet in den Stadtteilen sieht der Haushalt Investitionszuschüsse vor. So ist mehr Homeoffice möglich und unsere Bürger müssen weniger in die Ballungsgebiete pendeln.

Hinzu kommen auf örtlicher Ebene viele Maßnahmen im Gewässerschutz. So wollen wir innerhalb des Stadtgebietes unseren kommunalen Beitrag für die Durchlässigkeit unserer Bäche vom Meer bis zu den Quellen sorgen. Nur so können z. B. Lachse wieder ungehindert in ihre alten Laichgebiete aufsteigen. Etliche Wehre/Staustufen an unseren ehemaligen Mühlen müssen hierfür für viel Geld zurückgebaut werden. Hier prallen natürlich widerstreitender Auffassungen und Interessen aufeinander, die uns Verantwortliche in schwierige Situationen führen. Niemand stellt in Abrede, dass Wasserkraft umweltfreundlichen Strom erzeugt. Für aufsteigende Fische ist die dafür notwendige Staustufe ein Hindernis und bei der Rückkehr oft eine Todesfalle. Die Wanderung einiger Arten wird unterbrochen, Tiere, die in die Turbinen geraten, haben keine Chance. Teure Fischtreppen sind aufwendig im Unterhalt und lösen zumindest in meiner Wahrnehmung nicht das Problem. 

Bei unseren Kleinwasserkraftanlagen haben die Eigentümer dazu die Schwierigkeit, dass diese Anlagen aus wirtschaftlichen Überlegungen, nicht gleiche Aufwendungen für Fischaufstiege erbringen können, wie sehr große Anlagen zum Beispiel am Rhein oder an der Lahn.

Konflikte erlebe ich auch bei der Ausweisung von Neubaugebieten. Bei uns auf dem Land ist dies immer noch eine große Herzensangelegenheit vieler junger Familien. 

Allerdings frisst jedes Neubaugebiet Ackerland. Schon jetzt protestieren Verbände gegen die Versiegelung von immer mehr Böden. 

Zum einen freuen wir uns, dass unsere jungen Leute bei uns bleiben möchten, dass sie sich in den Vereinen, in der Politik und in den Kirchen örtlich engagieren.  Andererseits müssen wir unsere begrenzten Möglichkeiten im Blick behalten. Im letzten Oktober zum Beispiel beschwerte sich die Vorsitzende einer unserer Musikvereine, dass wegen fehlender Bauplätze junge Musiker das Dorf und den Verein verlassen, weil sie woanders einen Bauplatz bekommen und dann dort Musik machen werden.  

Unsere Förderprogramme zur (Re-) Vitalisierung unserer Ortskerne helfen oftmals wenig, weil es die Menschen nach draußen an den Ortsrand zieht. In den Ortsmitten wohnen überwiegend ältere Menschen. Die Dorfkerne sterben weiter aus, die Bausubstanzen bröckeln und die Ortsmitte wird zunehmend unattraktiv für die Nachfolgegeneration. In der Mitte ist meistens viel Verkehr, Parkplätze und Gärten fehlen und -sind wir mal ehrlich- aufgrund der billigen Häuser mit Sanierungsstau zunehmend schwieriges Klientel einzieht. Für junge Familien besitzt die Dorfmitte deswegen oftmals keine Anziehungskraft mehr.

Die Belebung der Ortsmitten und der Erhalt von unversiegelten Flächen im Außenbereich sind eine der großen Herausforderungen der kommunalen Politik. Hierzu stellen wir gerade im Altstadtbereich von Hadamar einen Bebauungsplan auf und zwar im Bestand (!), was selten ist. Dieser soll Maßnahmen zur Quartiers-aufwertung im Sinne einer Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität bringen. Hier müssen wir neben Verkehrsberuhigungen auch den Mut haben unerwünschte Nutzungen wie Spielotheken, Wettbüros, Shisha-Bars, usw. künftig auszuschließen um damit für eine bessere Durchmischung dieser Quartiere zu sorgen.

Aber auch hier gibt es widerstreitender Auffassungen und Interessen, weil natürlich die Hauseigentümer sich um Ihre Mieten fürchten und einer nachhaltigen längerfristigen Strategie nicht trauen.

Diese Beispiele zeigen, dass uns Hysterie und Aktionismus nicht weiterhelfen.

Erfolgreicher Klimaschutz muss konsequent aber auch praktikabel sein. 

Und letztendlich müssen wir auch die Menschen mitnehmen.

In Zeiten wachsender Unzufriedenheit, zunehmender Polarisierung und scheinbar schwindenden Zusammenhalts in der Gesellschaft ist ein besonnenes und engagiertes Miteinander unerlässlich.

Michael Ruoff, Bürgermeister

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